Der mit 10 kg durchaus gewichtige Kaypro, der mir vor Weihnachten zugelaufen ist, kam heute endlich auf den Operationstisch. Irgendwie reizt mich die Maschine sehr. Obwohl ich noch paar andere Baustellen habe, kam dieser außer der Reihe dran.
So sieht das Teil aus:



Als der Rechner beim Verkäufer eingeschaltet wurde, gab es eine Rauchwolke, obwohl die Maschine anschließend doch noch lief. Daher hatte ich die starke Vermutung, einer meiner Lieblinge, ein Folienkondensator im Netzteil, hat sein End of Life erreicht.
Kurzes Testeinschalten offenbarte aber einen zweiten Fehler: der Rechner lief kurz, flackerte dann stark und ging ständig aus und ein. Sofort ausgeschaltet.
Als erstes gründliches Saubermachen mit einem Glasreiniger:

Die Haupteinheit ist fertig, die Tastatur kommt noch. Erstaunlich wenig Dreck, da kenne ich es bei den alten Schätzchen schon mal anders. Offenbar hat der Verkäufer die Maschine sehr pfleglich behandelt!
Als erstes Abdeckung ab.

Eine etwas abenteurliche Konstruktion kam zum Vorschein: auf der Hauptplatine ist eine weitere montiert, die mit einem weiß-blauen Kabel an die Stromversorgung des Netzteiles angeschlossen ist. Und zwar so angeschlossen, dass die einzelnen Drähte einfach in den Stecker reingesteckt sind.
Derzeit weiß ich noch nicht, was das für eine Platine ist. Das daran angeschlossene Kabel sieht irgendwie nach Antennenkabel aus. Anschluß für externen Monitor? Erst einmal habe ich das Kabel einfach abgezogen. Was man nicht braucht, lieber abschalten. Hat sich nachher herausgestellt, dass die Drähte wohl ursächliches für dieses Flackern waren. Ohne lief der Rechner anschließend rund.
Hauptplatine ab:

Und da sieht man tatsächlich den Übeltäter. Ein Folienkondensator im Netzteil. Natürlich mal wieder an einer solchen Stelle, dass man nicht dran kommt, ohne den halben Rechner auseinander zu bauen:

Nur wie komme ich zum Henker daran? Drei Schrauben gingen einigermassen ab, wenn auch mit viel Mühe und viel Gefluche. Die vierte und letzte wollte ums Verrecken sich nicht lösen. Halben Schraubenkopf kaputt gemacht. Dann kam die glorreiche Idee, den Rechner einfach umzudrehen… Von an deren Seite konnte man wunderbar die ganzen Plastikstützen der Platine einfach abschrauben. So ein Mist aber auch…


Kondensator ausgelötet und einen neuen eingelötet. Ziemlich “auf Verdacht”, da ich leider nicht mehr erkennen konnte, welche technische Daten der defekte hatte. Aber nur einer aus meinem Vorrat passte vom Beinabstand rein.

Die Lötprofis verzeihen mir bitte, aber ich bin noch nicht so vertraut mit Zinn&Co. Jedenfalls hält alles.
Netzteilplatine wieder eingebaut:

Vor dem Zusammenbau habe ich noch die Platinen mit Pinsel und Staubsauger gereinigt, aber vergessen, dies zu fotografieren.
Alle Kabel wieder eingesteckt und schon startet der Rechner sauber:

Dieses klare grüne Bild, das finde so was von cool!
Dumemrweise habe ich überhaupt keine CP/M Software hier, die ich probieren könnte. Testweise habe ich also einfach eine Diskette vom C64 reingesteckt, eine alte, die auch gern kaputt gehen kann. Wie erwartet ein Lesefehler, aber offenbar funktioniert der Zugriff so weit:

Ob natürlich die Laufwerke jetzt alle laufen und Disketten lesen können, weiß ich nicht. Das probiere ich dann, wenn ich endlich paar CP/M Disketten habe. Könnte sein, dass ich dann den Rechner erneut auseinander nehmen und die Leseköpfe reinigen muss.
Nach einer halben Stunde Leerlauf vor sich hin habe ich den Rechner wieder ausgemacht. Keine Rauchwolken mehr, alles funktioniert.